Chemotherapie bei Hund und Katze
Eine Chemotherapie stellt eine in der Regel palliative (nicht auf Heilung abzielende) Therapieoption bei Tieren mit verschiedenen Tumorerkrankungen dar.
Durchführung einer Chemotherapie bei Hund und Katze
Um zu entscheiden, ob eine Chemotherapie bei Ihrem Tier sinnvoll ist, muss zuerst einmal eine eindeutige Diagnose gestellt werden. Hierzu werden Gewebsproben oder Feinnadelaspirate aus dem veränderten Organ oder einer in der Untersuchung auffälligen Neubildung zur Untersuchung ins Labor eingeschickt bzw. vor Ort in unserer Praxis zytologisch untersucht. Steht die Diagnose wird dann entschieden, ob eine Chemotherapie im Einzelfall indiziert und sinnvoll ist. Ist dies der Fall wird in Abhängigkeit der bei Ihrem Tier diagnostizierten Krebsart ein Chemotherapieprotokoll ausgewählt.
Da eine vollständige Heilung der meist fortgeschrittenen Krebserkrankung nur selten möglich ist, zielt die Chemotherapie bei Hund und Katze primär auf eine Verlängerung der Lebenszeit und eine Verbesserung der Lebensqualität ab. Die dabei am häufigsten eingesetzten Medikamente (Zytostatika) greifen in die Zellteilung ein und hemmen somit über verschiedene Mechanismen das Tumorwachstum. Nebenwirkungen sind vor allem in Organsystemen zu erwarten, in denen Zellen – ähnlich wie im Tumor selbst - ebenfalls hohe Teilungsraten aufweisen. Dies ist vor allem im Magen-Darm-Trakt und im Knochenmark der Fall. Daher gehören zu den häufigsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie Magen-Darm-Symptome wie Durchfall und Erbrechen oder auch eine Erniedrigung der weißen oder roten Blutkörperchen. Haarausfall wie beim Menschen tritt beim Tier nicht auf. Allerdings ist in Einzelfällen ein Ergrauen des Haarkleides beschrieben.
Da die Chemotherapie in der Veterinärmedizin meist eine palliative Therapie darstellt und die eingesetzten Medikamentendosierungen dementsprechend niedriger sind als in der Humanmedizin, sind die zu erwartenden Nebenwirkungen beim Tier deutlich schwächer ausgeprägt als beim Menschen. Sollte es dennoch passieren, dass ein Tier die Chemotherapie nicht verträgt, kann diese zu jedem Zeitpunkt abgebrochen werden.
So läuft eine Chemotherapie bei Hund und Katze ab
Je nachdem, ob mehrere Medikamente oder nur ein Medikament in der Behandlung der Krebserkrankung eingesetzt werden, unterscheidet man Polychemotherapieprotokolle von sogenannten Monochemotherapieprotokollen. Die Auswahl des jeweiligen Protokolls orientiert sich am diagnostizierten Tumor, dem Patienten (Kooperativität beim Tierarzt, Vorerkrankungen etc.) sowie an den finanziellen Möglichkeiten des Besitzers. Somit wird die Therapie immer individuell festgelegt. Während manche Medikamente oral und somit auch durch den Besitzer zu Hause verabreicht werden können, kommen v.a. bei Polychemotherapien häufig Medikamente zum Einsatz, die streng intravenös (in die Vene) verabreicht werden müssen. Hierzu sind regelmäßige Tierarztbesuche notwendig. Aufgrund der Auswirkungen vieler Zytostatika auf das Knochenmark und somit das blutbildende System sind außerdem regelmäßige Blutkontrolluntersuchungen indiziert. So wird bei Polychemotherapieprotokollen beispielsweise vor jeder Verabreichung eines Zytostatikums das Blutbild (Hämatologie) kontrolliert, um zu entscheiden, ob eine Chemotherapie an diesem Tag überhaupt möglich ist. Sollte Ihr Tier im Verlauf der Chemotherapie Nebenwirkungen zeigen, so sind diese mittels symptomatischer Therapie (z.B. Einsatz von Medikamenten gegen Übelkeit und Erbrechen etc.) meist gut zu behandeln. Bei schwerwiegenden Nebenwirkungen, ausbleibender Besserung oder klinischer Verschlechterung kann die Chemotherapie zu jedem Zeitpunkt abgebrochen werden.
Da die eingesetzten Chemotherapeutika vom Tier in geringer Menge über den Speichel, Kot und Urin oder Erbrochenes ausgeschieden werden, muss auf einen hygienischen Umgang mit dem Tier geachtet werden. So sollten sämtliche Ausscheidungen immer nur mit Handschuhen aufgelesen und in einer separaten Tüte entsorgt werden. Sollten Schwangere, Säuglinge oder Kleinkinder mit im Haushalt leben, ist eine Chemotherapie aufgrund möglicher Nebenwirkungen bei Kontamination sehr kritisch zu sehen. Auch hier sollte die Entscheidung individuell in Rücksprache mit dem Tierarzt oder der Tierärztin getroffen werden.